Game-Based Learning in der Schule: Past Puzzle

Spielbeschreibung

Bei Past Puzzle versucht man mit möglichst wenigen Hinweisen eine gesuchte Jahreszahl zu finden. Wie beim Wort-Rate-Spiel Wordle hat man maximal 4 Rateversuche. Es wird nur kein Wort, sondern eben eine Jahreszahl gesucht. Die liegt zwischen dem Jahr 0 und heute. Die Hinweise bestehen aus Kurzbeschreibungen historischer Ereignisse, die im gesuchten Jahr geschahen. Hier ein Beispiel:

Hat man eine gesuchte Ziffer an der korrekten Stelle eingegeben, wird diese grün markiert. Ist die Ziffer richtig, aber an der falschen Position, wird sie gelb markiert. Rot markierte Ziffern kommen nicht in der gesuchten Lösung vor.

Mit der Auflösung erhält man abschließend noch einen Link, der einen zu weiterführenden Informationen zu einem der historischen Ereignisse leitet.

Anwendung im Unterricht

Past Puzzle ist als einfaches und kurzes Geschichtsspiel geeignet für den Einstieg in den Geschichtsunterricht. Es kann als Aktivität zum Ankommen dienen, bei der die historischen Hinweise in der Klasse gemeinsam genutzt werden, um die gesuchte Jahreszahl zu bestimmen. Die Schüler*innen können kurz diskutieren und argumentieren und so ihr Zeitbewusstsein schärfen. Das funktioniert besonders gut, wenn man das Spiel regelmäßig zum Einstieg nutzt.

Auf ähnliche Weise kann das Spiel auch als Aktivität zwischendurch genutzt werden. Ob im Plenum, im Team oder solo auf dem eigenen Endgerät. Das Spiel ist in der Grundversion frei online zugänglich und bietet täglich neue Rätsel.

Mit der kostenpflichtigen Unterstützer-Version erhält man Zugriff auf weitere Features, zum Beispiel auf das Puzzle-Archiv und in Kürze auch die Möglichkeit, eigene Puzzles zu erstellen (angekündigt für März 2025).

Vor allem diese letzte Funktion erweitert die didaktischen Möglichkeiten deutlich, da man durch die Steuerung der Inhalte die Puzzles dann auch auf bestimmte Unterrichtsinhalte – zum Beispiel einzelne Epochen – ausrichten kann. Das erlaubt wiederum, die Puzzles dann zum Beispiel auch zur Wiederholung, Einübung oder Vorbereitung auf eine Klassenarbeit einzusetzen.

Interview mit dem Entwickler

Past Puzzle ist ein Projekt von Solo-Developer Tom Seidel. Zur Entstehungsgeschichte, Feedback von Lehrenden, zur Zukunft von Past Puzzle und auch zu seinen Erfahrungen bei der Spielentwicklung durfte ich Tom ein paar Fragen stellen:

Lieber Tom, Du bist der Entwickler von Past Puzzle. Kannst Du ein Bisschen zur Entstehungsgeschichte dieses Spiels erzählen?


Hallo Daniel, danke für die Einladung zum Interview! Die Idee zu dem Spiel hatte ich tatsächlich bereits im Jahr 2022. Mein Interesse an Geschichte war wieder vollkommen entflammt. Jede Woche habe ich auf die neue Episode von dem Podcast „Geschichten aus der Geschichte“ gewartet. Da ich schon lange irgendein Spiel entwickeln wollte, habe ich viel gebrainstormt. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: „Kann man denn ein Spiel zum Thema Geschichte machen?“ Wordle hatte in dem Jahr seinen Durchbruch und ich habe jeden Tag mitgerätselt. Da war es für mich dann naheliegend, dieses Spielprinzip zu erweitern.

Über Social Media habe ich mitbekommen, dass Lehrende das Spiel auch im Schulunterricht einsetzen. Kannst Du einen kleinen Einblick geben, welche Rückmeldungen Du da so bekommst? Wie das Spiel konkret eingesetzt wird oder welche Features besonders hilfreich oder gefragt sind?

Bisher wird Past Puzzle für einen lockeren Einstieg in das Thema Geschichte genutzt. Ich weiß von Lehrerinnen und Lehrern, die das Spiel mit ihren Klassen vor den Ferien spielen, oder wenn sie im Unterricht mal etwas Luft haben. Ein Dozent hat mir beispielsweise geschrieben, dass er mit jedem seiner Kurse als erstes das tägliche Past Puzzle löst, um alle abzuholen und eine gute Atmosphäre zu schaffen.

Viel Nachfrage erhalte ich von Lehrenden, die eigene Rätsel erstellen wollen, um sie gezielt im Unterricht nutzen zu können. Daran arbeite ich auch im Moment.

Past Puzzle ist als nebenberufliches Projekt entstanden, inzwischen kümmerst Du dich darum aber hauptberuflich. Was hat sich dadurch für dich einerseits und für die Spieler andererseits verändert?

Seitdem ich das hauptberuflich mache, habe ich natürlich mehr Zeit für alles. Ich kann mehr entwickeln, mehr recherchieren, mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Es war und ist für mich ein Traum, an meinen eigenen Projekten zu arbeiten. Andererseits bin ich jetzt selbst für mich verantwortlich und muss dafür sorgen, dass ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Dafür reicht die Anzahl der Spielenden aktuell noch nicht, aber ich habe noch für einige Monate finanziellen Vorlauf.

Die Spielenden profitieren nun in mehrfacher Hinsicht von meiner Selbstständigkeit. Einerseits geht die Entwicklung schneller voran und ich kann unmittelbar auf Feedback und Wünsche reagieren. Andererseits gibt es jetzt garantiert wöchentlich zwei bis drei neue Rätsel und Wiederholungen der Past Puzzles verringern sich dadurch.

Den größten Unterschied sowohl für Spielende als auch für mich macht aber die neue Unterstützer-Version des Spiels. Das ist eine Art „Past Puzzle Pro“ und bietet weitere Funktionen, wenn man das Projekt monatlich finanziell unterstützt.

Hast du Pläne oder Visionen, wie Past Puzzle in Zukunft weiterentwickelt werden könnte, sei es durch neue Features oder Kooperationen mit Bildungseinrichtungen?

In unmittelbarer Zukunft stehen neue Funktionen wie das Erstellen und Teilen eigener Rätsel an. Außerdem wird man mehrere Rätsel pro Tag spielen können. Ansonsten plane ich, dieses Jahr noch zusätzlich richtige Apps für Android und iOS rauszubringen.

Für Kooperationen stehe ich offen und bin definitiv interessiert. In konkretem Kontakt stehe ich aber aktuell mit niemandem. Das kann sich aber gerne ändern, haha!

Noch ein paar Fragen zur Entwicklung von Past Puzzle. Es ist ja ein digitales Angebot, dennoch hast Du die Entwicklung mit einem Pen & Paper Prototypen begonnen. Wie kam es dazu und wie hat sich diese Vorgehensweise auf die gesamte Entwicklung ausgewirkt? War es aufwändiger dadurch, oder hatte es eher Vorteile?

Ich habe Medieninformatik studiert. Da habe ich gelernt, dass Prototyping wichtig ist und auch verschiedene Methoden an die Hand bekommen. Man kommt ins Staunen, wie viel Funktionalität man mit etwas Kreativität und ohne eine Zeile Code simulieren kann!

Anfangs war ich mir unsicher, ob Jahreszahlen raten Spaß machen könnte und ob das Wordle-Prinzip in Verbindung mit Geschichte funktioniert. Ein paar Skizzen waren schnell angefertigt und meine Frau wurde die erste „Past Puzzle“-Spielerin. Da es sich um Papier handelte, konnte sie auch Änderungen daran vornehmen. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich direkt losprogrammiert hätte. Außerdem ging es viel schneller.

Der Prototyp hat geholfen, die Regeln und die Bedienoberfläche festzulegen. Als meine Frau voller Freude die Arme in die Luft gerissen hat, nachdem sie ihr erstes Rätsel auf Papier gelöst hatte, wusste ich, dass das Spiel Potenzial hat!

Für andere Entwicklerinnen, die digitale Lernspiele entwickeln möchten: Was hast du aus der Entwicklung von Past Puzzle bisher gelernt, und welche Tipps würdest du ihnen geben?


Die größte Erkenntnis, die ich bisher hatte, ist, dass Spielregeln im Idealfall selbsterklärend sein sollten und wenn sie das nicht sind, benötigt man eine sehr gute und niedrigschwellige Erklärung, optimalerweise beim Spielen. Das muss ich bei Past Puzzle selbst noch besser machen.

Ansonsten würde ich sagen, dass der Spaß im Vordergrund stehen sollte. Das Lernen passiert automatisch.

Vielen Dank! Gibt es noch etwas, das Dir in Bezug auf Past Puzzle, die Rolle von Spielen im Bildungsbereich oder Spielentwicklung im Allgemeinen besonders wichtig ist und das Du gerne ergänzen möchtest?

Es ist mir wichtig, noch mal zu betonen, dass Past Puzzle mein absolutes Herzensprojekt ist. Ich stecke viel Arbeit hinein und hoffe sehr, dass Leute dies erkennen, würdigen und noch viel wichtiger Spaß damit haben.

Ich habe konkrete Vorstellungen, wo ich mit Past Puzzle hinmöchte und hoffe, dass ich darüber hinaus noch mehr Spiele entwickeln darf. Es wäre ein Traum, wenn aus meinem 1-Mann-Projekt ein richtiges Unternehmen entsteht, dass die deutsche Kulturwirtschaft bereichert und insbesondere Kreativen vor Ort und in meiner Heimat in Ostdeutschland neue Optionen aufzeigt und zu einer Anlaufstelle wird.

Danke, dass du mein Spiel hier vorstellst. Ich weiß das sehr zu schätzen!


Noch mehr Hintergrundinformationen gibt es von Tom selbst auch in diesem Video:

Didaktische Hinweise & weitere Informationen

Fach: Geschichte

Thema: Zeitbewusstsein, Epochen und Ereignisse

Zielgruppe: Sekundarstufe I und II

Lernziele: Förderung des Zeitbewusstseins, historische Ereignisse zeitlich verorten

Plattform: Online / browserbasiert

Steuerung/Interface: Maus/Touch-Screen

Übliche Bezeichnung: Puzzle / „Zeit-Rate-Spiel“ / Geschichtsspiel

Anwendungsbereich im Unterricht:

  • Impuls
  • Aktivität
  • Wiederholung, Einübung, Vorbereitung von Klassenarbeiten (Unterstützer-Version)

Lernprinzipien:

  • Zeitliche Einordnung / Zeitstrahl
  • Versuch & Irrtum

Interaktionsmodus: Einzelspieler

Spielerzahl: 1 (aber auch mit der gesamten Klasse spielbar)

Spieldauer: ca. 5 Minuten pro Partie

Altersangabe des Herstellers: keine Angabe

Sprache: Deutsch

Erscheinungsdatum: 2024

Entwickler: Tom Seidel

Preis: kostenfreie Basis-Version sowie eine kostenpflichtige Unterstützer-Version mit erweiterten Funktionen (Stand Februar 2025)

Link zum Webauftritt: 

Offizielle Seite zum Spiel

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Dieser Post ist ein Beitrag zum Themenspecial „Educational Gaming in der Schule“ auf digital-spielend-lernen.de – Darin werden verschiedene Educational Games, Game-Based Learning-Projekte, gamifizierte Angebote und Hintergrundinformationen für den Unterricht vorgestellt.

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