Wie finde ich ein passendes Spiel für meinen Unterricht? – Teil 4: Lernziele mit Spielmechaniken abstimmen

Der vierte Teil dieses Themenspecials ist der sogenannten „Lernziel-Kernmechanik-Abstimmung“ gewidmet. Dieses Prinzip kann dir helfen, ein Spiel zu finden, das nicht nur thematisch oder auf der Genre-Ebene passt. Sondern noch gezielter auf der Ebene der Lernziele und Kompetenzen, die du in deinem Unterricht vermitteln willst. Der Ansatz ist allerdings etwas komplexer und aufwändiger.

Lernziele und Spielmechaniken

Wenn du einen Schritt weitergehen und Spiele unabhängig von ihrem Genre auf ihre Tauglichkeit für deinen Unterricht prüfen möchtest, kannst du die spezifischen Mechaniken eines Spiels mit den Lernzielen, die für deine Schüler*innen relevant sind, abgleichen.

Diese Methode ist als „Lernziel-Kernmechanik-Abstimmung“ bekannt. Sie erfordert ein höheres Maß an Vorbereitung – du musst Spiele mit Blick auf ihre Mechaniken analysieren und mit den Lernzielen deines Unterrichts abgleichen – sie kann dafür aber auch Lernpotenziale in Spielen freilegen, die du aufgrund ihres Genres nicht sofort berücksichtigen würdest.

Wie funktioniert die Lernziel-Kernmechanik-Abstimmung?

Zuerst sammelst du die Lernziele, die du in deinem Unterricht erreichen möchtest. Diese Lernziele beschreiben in der Regel die Fähigkeiten (Kompetenzen), die deine Schüler*innen erwerben sollen – beispielsweise „Fachinhalte beschreiben“ oder „logische Schlussfolgerungen ziehen“.

Es kann auch hilfreich sein, nach typischen Operatoren in Lehrplänen und anderen didaktischen Materialien zu schauen. Sie beschreiben ebenfalls die Tätigkeiten, die Schüler*innen beherrschen sollen.

Ein paar Beispiele für typische Tätigkeiten, die mit Lernzielen im Unterricht einhergehen.

Gegencheck: Braucht es wirklich ein Spiel?

Bevor du nun gleich zu den Spielen weitergehst und dort nach passenden Spielmechaniken schaust, ein Tipp: Prüfe die Lernziele darauf, ob du dir wirklich vorstellen kannst, sie mit einem Spiel zu bedienen.

Auf der Startseite habe ich einige typische Potenziale von spielebasiertem Lernen aufgeführt. Wenn deine Lernziele in diese Richtung gehen, sollte sich auch ein Spiel dafür finden lassen. Für viele andere Bildungsanliegen können aber auch andere Methoden und Medien besser geeignet sein.

Für die Lernziele, bei denen du dir den Einsatz von Spielen vorstellen kannst, schaust du nun nach geeigneten Spielmechaniken. Zur Erinnerung: Spielmechaniken sind die Tätigkeiten, die die Spieler*innen während des Spiels ausführen, wie Würfeln, Karten ziehen oder Fragen beantworten. Dein Ziel ist es, Mechaniken zu finden, die die von dir angestrebten Lernziele optimal unterstützen.

Einige Tätigkeiten, die oft mit Spielmechaniken verbunden sind.

Wie komme ich an Spielmechaniken?

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du an die Mechaniken in Spielen kommen sollst. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten

  • Analysiere die Mechaniken in den Spielen, für die du dich konkret interessierst. Unterstützend kannst du Angebote wie die von BoardGameGeek nutzen. Zu jedem Spiel werden dort Mechaniken aufgeführt. Übrigens: Dort kannst du auch nach geeigneten Genres suchen.
  • Sammle Mechaniken aus Spielen, die gut zu deinen Lernzielen passen oder die dir interessant erscheinen. Nutze dafür einfach Listen – oder gehe spielerischer vor (s. Abb. unten).
  • Nutze Handbücher, um mögliche Spielmechaniken kennenzulernen. Z.B. Engelstein, G. und I. Shalev (2020): Building Blocks of Tabletop Game Design. An Encyclopedia of Mechanisms, Boca Raton, FL: CRC Press oder Schell, J. (2020): Die Kunst des Game Designs. Bessere Games konzipieren und entwickeln, Frechen: mitp.
Ich sammle „Lernziele“ und „Spielmechaniken“ (bzw. die damit verbundenen Tätigkeiten/Operatoren) auf Plättchen in einem kleinen Beutel und nutze sie zur Lernziel-Kernmechanik-Abstimmung.

Nutze Anleitungen

All das sind eher lose Formen, um an Spielmechaniken zu gelangen und sich so ein Bild davon zu machen, was es an Spielmechaniken gibt. Das ist natürlich relativ aufwändig und auch ein wenig Typsache, ob einem diese Vorgehensweise zusagt.

Es gibt auch Design-Modelle, wie beispielsweise das von Bisz/Mondelli (s. Abb), die konkrete Anleitungen zur Lernziel-Kernmechanik-Abstimmung beinhalten. Falls du also eine genauere Beschreibung der Vorgehensweise wünschst, wirf doch mal einen Blick dort hinein.

Auch für die Arbeit mit Spielmechaniken gilt wieder der Hinweis, dass diese prinzipiell ebenfalls an den Unterricht angepasst werden können – das geht dann aber schon sehr stark in Richtung Spielentwicklung. Auch hierzu gibt es ein paar Hinweise im fünften Teil dieser Reihe.

Weiter zum nächsten Artikel in der Reihe > Wie finde ich ein passendes Spiel für meinen Unterricht? – Teil 5: Spiele an den Unterricht anpassen

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