Der zweite Teil dieses Themenspecials befasst sich mit Spielen, die thematisch passen, jedoch nicht explizit für den Einsatz in Lernsituationen entwickelt wurden. Auch derartige Brett- und Kartenspiele bieten oft interessante Einsatzmöglichkeiten für den Fachunterricht.
Für den Unterricht oder andere Lernsituationen maßgeschneiderte Spiele – also Lernspiele, die in Teil 1 dieser Reihe vorgestellt wurden – sind nicht immer passend verfügbar. Zum Glück gibt es eine andere Lösung: „Spiele anpassen“ ist die Zauberformel. Oder anders gesagt: Was nicht passt, wird passend gemacht! In den nächsten drei Artikeln will ich verschiedene Ansätze vorstellen, wie man dabei vorgehen kann.
Als erstes sind da zunächst einmal Spiele, die thematisch zum Unterricht passen. Wie zum Beispiel das Spiel Fauna für Biologie, Kyoto zum Thema Klimawandel in Erdkunde oder Politik, oder Stone Age im Fach Geschichte.
Drei Beispiele: #1 Fauna
Fauna ist ein Wissensspiel über die Tiervielfalt unseres Planeten. Es kann im Unterricht eingesetzt werden, um Wissen zu bestimmten Tierarten abzufragen und einzuüben, oder zum Einstieg in die Thematisierung einzelner Lebensräume oder Tierstämme, -klassen beziehungsweise -gruppen.
#2 Kyoto
Kyoto – Money Makes the World Go Down ist ein satirisches Spiel, das die Verhandlungsprozesse auf Klimakonferenzen und die Absichten der beteiligten Nationen kritisch beleuchtet. Die Spielenden führen mehrere Verhandlungsrunden und versuchen dabei einerseits Reduktions- und Finanzierungsziele zu erreichen um Klimaschäden zu vermeiden. Andererseits verfolgt jeder aber auch eigene Agenden und ist bemüht, den eigenen Wohlstand und die Staatskasse zu sichern. Das Spiel regt so zur Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel an und kann im Unterricht zum Beispiel mit der Fishbowl-Methode gespielt und anschließend reflektiert und diskutiert werden.
#3 Stone Age
Das Spiel Stone Age – Das Ziel ist dein Weg ist in der Jungsteinzeit angesiedelt. Man setzt Figuren (Personen) aufs Spielfeld und erhält dadurch Aktionen (Worker-Placement-Mechanik). Die Aktionen sind thematisch gehalten und passen zu den Orten auf dem Spielfeld, zum Beispiel Hütte, Acker, Jagd, Rohstofffelder. Außerdem muss man die Ernährung der Personen im Blick behalten und Gebäude sowie kulturelle Errungenschaften spielen eine Rolle. Das Spiel kann im Geschichtsunterricht eingesetzt werden, um Geschichtsdarstellungen zu analysieren.
Methodische Ansätze
Wie bei diesen drei Spielen angemerkt, gibt es unterschiedliche methodische Ansätze, wie die Spiele im Unterricht eingesetzt werden können. Dabei können die Spiele ohne weitere Veränderungen genutzt werden:
- Wissen einüben oder wiederholen
- in ein Thema einsteigen
- den Spielverlauf reflektieren und diskutieren
- Spielinhalte und Darstellungen analysieren
Und das sind nur einige Beispiele. Game-Based Learning beziehungsweise spielebasiertes Lernen ist methodisch sehr vielfältig. Im Blog und im Methodenheft Geschichte in Spielen sind viele konkrete Einsatzszenarien aufgeführt und erläutert. Geschichte in Spielen enthält auch Hinweise, wie spielebasierte Lernmethoden auf andere Spiele übertragen werden können (S. 86-88) und es enthält Vorschläge für Beobachtungsaufträge zur Analyse von Spielen (S. 89-92) sowie einen konkreten Unterrichtsentwurf mit Material zur Analyse von Stone Age (S. 13-16).
Die Spiele anpassen
Mit den eben erwähnten Methoden können Spiele ohne weitere Veränderungen im Unterricht zum Einsatz kommen. Was aber, wenn man ein thematisch geeignetes Spiel im Unterricht spielen lassen möchte, es aber verschiedene Aspekte gibt, die nicht ganz zum Lernsetting passen (z.B. Spieldauer, Spieleranzahl, etc.)? Oder wenn man weitere Lerninhalte ins Spiel einbringen möchte? Es also so modifizieren möchte, dass es noch besser zum Unterricht passt? Auch dafür gibt es Ansätze, die im fünften Teil dieser Reihe vorgestellt werden.
Weiter zum nächsten Artikel in der Reihe > Wie finde ich ein passendes Spiel für meinen Unterricht? – Teil 3: Das passende Genre nutzen