Wie finde ich ein passendes Spiel für meinen Unterricht? – Teil 1: Lernspiele

Im ersten Teil dieses neuen Themenspecials geht es um Lernspiele, Educational Games beziehungsweise moderne Lernspiele. Sie bieten anwendungsbereite Lösungen, wenn man ein passendes Spiel im Fachunterricht einsetzen möchte. Dabei stehen – wie in allen anderen Teilen dieser Reihe analoge Spiele – also Brett- und Kartenspiele – im Fokus.

Warum Spiele im Fachunterricht einsetzen?

Halten wir zunächst fest, warum man Spiele überhaupt im Unterricht einsetzen sollte. Beim Spielen sind Schüler*innen aktiv, stimmen sich miteinander ab und kommunizieren. Beim Lösen spielerischer Herausforderungen werden sie kreativ und üben kritisches Denken.

verschiedene Brettspiaelschachteln nebeneinander

Das allein sind schon gute gute pädagogische Gründe, um Spiele im Unterricht einzusetzen. Aber es gibt noch mehr – auch fachspezifische Inhalte und Kompetenzen können durch Spiele erlernt und eingeübt werden.

Lernspiele als erster Ansatzpunkt

Aber zurück zu den Lernspielen. Mit etwas Glück gibt es bereits Spiele, die für deinen Unterricht geeignet sind. Für viele Fächer gibt es Spiele, durch die grundlegende Inhalte erlernt und ausgewählte Fähigkeiten oder Wissen trainiert werden können. Zum Beispiel die Klassenspiele: Für Wortschatz-Twister und Vokabel- Champions, ION (s. Bilder) oder Friedrich Ebert – Der Weg zur Demokratie.

  • Ion Spielmaterialien

Derartige Spiele werden meistens schlicht als Lernspiele, oder als moderne Lernspiele, pädagogische Spiele, Educational Games oder auch Serious Games bezeichnet. All diesen Begriffen ist gemein, dass sie ein explizites Lernanliegen mit einbeziehen.

Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Spielen also dadurch, dass sie mehr als „nur“ Unterhaltung bieten wollen. Oder anders ausgedrückt: Es sind Spiele, die ein ernstes Anliegen verfolgen.

Lernspiele und ihr Ruf

Vor allem der Begriff Lernspiel hat jedoch einen nicht ganz so guten Ruf. Das liegt einerseits daran, dass Spielproduktionen mit pädagogischen Absichten in der Vergangenheit oft nicht mit herkömmlichen Spielen mithalten konnten. Zum Beispiel was Materialien, Grafiken oder Spieltiefe angeht.

Und es liegt daran, dass Lernspiele für viele Menschen oft nicht das gleiche Maß an Spielspaß wie ihre weniger ernsthaften Pendants hervorrufen konnten. Problematisch ist oft auch, wenn Gameplay und Lerninhalte nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Oder wenn der Spielfluss durch explizite Lerninhalte sogar unterbrochen wird. Man ist ins Spiel versunken – und wird plötzlich durch eine längere Textpassage mit Fachwissen regelrecht aus dem Spiel herausgezerrt.

Der erhobene Zeigefinger

Andererseits hängt dieser schlechte Ruf auch mit dem didaktischen und pädagogischen Grundverständnis zusammen, mit dem ein Lernspiel entwickelt wurde. Das lässt sich mit Hilfe des sogenannten „erhobenen Zeigefingers“ erläutern, den man Lernspielen immer wieder nachsagt.

Wenn Spiele ernsthaftere Themen zu belehrend oder zu moralisierend behandeln, dann sprechen viele von eben diesem Zeigefinger. Er passt zu einem inzwischen eher antiquierten autoritären und präskriptiven Lehrstil.

Worauf es ankommt

Moderne Lernspiele hingegen versuchen Inhalte und Kompetenzen interessant und spielerisch reizvoll zu vermitteln. Sie verzichten auf zu einseitige Belehrungen. Sie geben keine zu klaren Lösungswege vor („richtig oder falsch“), sondern stellen die Spieler*innen vor spannende Herausforderungen. Sie integrieren die Wissens- und Kompetenzvermittlung spielerisch und unterbrechen den Spielfluss nicht durch störende, weil nicht ins Spiel integrierte Hinweise und Ausführungen. Sie lassen den Spieler*innen öfter freie Hand, fordern zur Aktivität auf und fördern den Austausch unter den Spielenden.

Spielmaterial von Textura
Textura ist ein modernes Lernspiel für den Geschichtsunterricht.

Kurz gesagt: „Gute“ Lernspiele bieten interessante Herausforderungen und keine allzu vorstrukturierten Belehrungen. Sie diktieren nicht nur Inhalte, sondern erlauben Interaktivität und Teilhabe. Und sie steuern den Spielablauf nicht zu stark, sondern ermöglichen offenere Erfahrungen und damit interessantere Lernprozesse.

Und als Bonus oben drauf enthalten moderne Lernspiele in den meisten Fällen didaktische Hinweise, Begleitmaterialien und Handlungsempfehlungen für den Unterricht. So können sie möglichst einfach und effektiv im Unterricht eingesetzt werden.

Weiter zum nächsten Artikel in der Reihe > Wie finde ich ein passendes Spiel für meinen Unterricht? – Teil 2: Thematische Spiele

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Nach oben scrollen